PPR-NEWS
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KW 27/2024
45 Unternehmen testen aktuell das Arbeitsmodell der Vier-Tage-Woche: Ein Zwischenfazit und was dies für andere Unternehmen bedeuten könnte
Studie zeigt: Wunsch nach weniger Arbeit für mehr private Zeit
Eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung beschäftigte sich mit der Frage, ob in Vollzeit arbeitende Beschäftigte aus Deutschland eine Vier-Tage-Woche befürworten. Eine Mehrheit der Befragten von rund 81 Prozent sprach sich dafür aus. Das überwältigende Motiv liegt im Komplex private Freizeit. Etwa 90 Prozent würden die dazugewonnenen Stunden gerne für sich selbst und für ihre Familien nutzen wollen. Wie dieser Wunsch in der Umsetzung aussehen kann, lässt sich in einer aktuell laufenden Studie beobachten. Diese findet im bundesweiten Ausmaß statt und umfasst 45 Unternehmen, die allesamt ein Arbeitsmodell der Vier-Tage-Woche austesten. Die konkrete Umsetzung obliegt den einzelnen Akteurinnen und Akteuren. Neben der klassischen Vier-Tage-Woche wird an einigen Arbeitsstellen, wie bisher üblich, von Montag bis Freitag gearbeitet, um allerdings dafür jede fünfte Woche komplett frei zu haben. Der Praxisversuch dauert noch bis zum diesjährigen Herbst an. Bereits jetzt sind Stimmen und Datenergebnisse bekannt, die Auskunft darüber geben, wie effizient die Vier-Tage-Woche ist.
Zwischenergebnisse: Hat die Vier-Tage-Woche eine Zukunft?
Julius W. Gräler, Geschäftsführer von Kootstra, zieht nach dem bisherigen Studienverlauf ein positives Fazit: „Die Leute fühlen sich ausgeruhter und die Produktivität blieb stabil.“ Obwohl das Pilotprojekt zeigt, dass Mitarbeitende deutlich effektiver arbeiten und sie weniger gestresst sind, stehen der verkürzten Woche auch die Folgen der täglich langen Arbeitszeiten gegenüber. Julia Backmann von der Uni Münster, zuständig für die Datenauswertung, ist im engen Austausch mit den beteiligten Unternehmen. Sie stellt fest: Viele Beschäftigte wollen flexibler arbeiten, aber sehen die Lösung darin nicht zwangsläufig in der Vier-Tage-Woche. Im Rahmen seiner Untersuchung zur Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz fand Neurowissenschaftler Henning Beck zudem heraus, dass ein Mensch fehler- und unfallanfällig wird, wenn er zehn oder mehr Stunden am Stück arbeitet. Kein Mensch könne so qualitätsorientiert arbeiten. Außerdem stellt sich bei einer verkürzten Arbeitswoche die Frage, wie es um die Erreichbarkeit steht, wenn die Firma an 3 Tagen geschlossen ist. Trägt das vorgestellte Modell wirklich zur Work-Life-Balance bei, oder macht der Zehnstundenarbeitstag mehr zu schaffen als angenommen? Nun heißt es: abwarten. Denn erst im Oktober diesen Jahres wird sich zeigen, ob die Vier-Tage-Woche eine Option für die zukünftige Arbeitswelt sein wird.