PPR-NEWS
715
KW 07/2024
Vorentscheid für den Eurovision Song Contest – was brauchen die deutschen Kandidatinnen und Kandidaten, um an alte Erfolge anknüpfen zu können? Was wir von Lena Meyer-Landrut und Nicole lernen können
Alle Jahre wieder
Unter dem Titel „Eurovision Song Contest (ESC) – Das deutsche Finale 2024“ kämpfen morgen in Berlin beim deutschen Vorentscheid zahlreiche Musikerinnen und Musiker um den Einzug zum wohl größten europäischen Musikwettbewerb im schwedischen Malmö. Bereits im Juli 2023 trat laut „ESC kompakt“ der NDR selbst an Labels und Kunstschaffende heran, um für die Vorentscheidung zu werben. Insgesamt bewarben sich 495 Solisten, 71 Duette und 127 Bands für die Vorrunde. Ende November gab der NDR bekannt, dass noch 32 Songs im Rennen seien, darunter rund ein Drittel mit deutschsprachigem Text. Die Bewertung dieser Beiträge nimmt ein internationales Jurypanel vor, das aus 20 Mitgliedern besteht. Das Expertengremium besteht aus ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie Jurymitgliedern des Eurovision Song Contests. Sie entschieden sich für die Endrunde des deutschen Finales für neun Kandidatinnen und Kandidaten, darunter auch Marie Reim, die 23 Jahre nach ihrer Mutter Michelle ihr Glück versuchen möchte. Von Einigkeit und Recht und Freiheit In den letzten 20 Jahren war Deutschland nur fünfmal unter den Top 10 beim ESC. Einmal davon erreichte unser Land den Spitzenplatz: Lena Meyer-Landrut gewann 2010 mit dem Song „Satellite“. Das war zuvor nur Nicole mit „Ein bisschen Frieden" im Jahr 1982 gelungen. Nicole überzeugte die Jury, weil sie glaubwürdig war. Sie spielte nicht nur, sie war die Unschuld vom Lande. Das kleine Mädchen mit der Gitarre, das sich nach „ein bisschen Frieden" sehnte in einem geteilten Deutschland mitten im Kalten Krieg. Bei Lena war es ähnlich: Sie war, wie sie war, mit einer lockeren Ausdrucksweise und einfach sie selbst. Auffällig ist natürlich, dass es zweimal junge Mädchen waren, die für Deutschland gewonnen haben – beide im Teenageralter. Während Nicole im zarten Alter von 16 Jahren gewann, war Lena nur zwei Jahre älter. Nicoles Song „Ein bisschen Frieden" und Lenas Song „Satellite" waren eingängig, emotional und hatten eine starke Botschaft, die das Publikum ansprach. Sie trafen den Nerv der Zeit. Darüber hinaus überzeugten beide Künstlerinnen mit ihrer Performance und ihrer Präsenz auf der Bühne. Ihr Erfolg zeigt, dass beim ESC neben der Musik auch die Persönlichkeit und die Fähigkeit, das Publikum zu erreichen, entscheidend sind. Es geht um Authentizität und Glaubwürdigkeit und einen Song, der zur Sängerin passt.