PPR-NEWS
710
KW 03/2024
Euphorie bei der Handball-EM in Deutschland: Wie der Sport Nähe schaffen kann
Eine große Premiere
Zum ersten Mal in der Geschichte wird eine Handball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland ausgetragen. Und die Euphorie spürt man an allen Ecken und Enden: Menschen schauen sich die Spiele an, die vorher kein Interesse an Handball gezeigt haben – meist als soziales Event, bei dem Freunden und Familie vor dem Fernseher zusammenkommen. Allein das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und der Schweiz im Düsseldorfer Fußballstadion vor mehr als 50.000 Zuschauern war ein Rekord. Sehr zur Freude aller Fans ging die heimische Mannschaft als Sieger hervor. Den krönenden Abschluss findet das Turnier am 28. Januar in der etwa 20.000 Zuschauer fassenden Lanxess Arena in Köln. Das dänische Team, welches sich 2023 als erste Nation überhaupt zum dritten Mal in Folge als Weltmeister krönte, gilt auch dieses Jahr wieder als Favorit. Aber wer weiß, wohin die Euphorie im eigenen Land das deutsche Team treibt – vor 18 Jahren hatte es die Fußball-Nationalmannschaft im „Sommermärchen“ vorgemacht.
Eine neue Wirklichkeit
Sportevents wie die Handball-EM werden nicht nur von den Akteuren auf dem Spielfeld, sondern maßgeblich von den Medien konstruiert und geprägt. Die Berichterstattung, insbesondere in den sozialen Medien, schafft eine Realität, in der die Euphorie um das Turnier exponentiell wächst. Wenn Medien ein solches Event bejubeln, verleihen sie ihm nicht nur eine sportliche Dimension, sondern schaffen eine kollektive Erfahrung für die Gesellschaft. Diese Konstruktion einer gemeinsamen Wirklichkeit beeinflusst das Verhalten und die Emotionen der Menschen. Ein treffendes Beispiel dafür ist das Sommermärchen von 2006, als die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland stattfand. Die Medien inszenierten nicht nur das sportliche Geschehen, sondern beteiligten sich aktiv an der Erschaffung eines nationalen Zusammenhalts und einer euphorischen Stimmung. Diese positive Darstellung verstärkte die Identifikation der Menschen mit dem Event und führte zu einer Art kollektivem Rausch. Unternehmen nutzen diese konstruierte Euphorie geschickt, indem sie sich in die Berichterstattung integrieren und die positive Energie für ihre eigenen Botschaften nutzen. Durch gezielte Werbekampagnen und Sponsoring-Engagements knüpfen sie an die positive Energie an, die durch den Sport freigesetzt wird. Diese symbiotische Beziehung zwischen Sport, Fans und Unternehmen schafft eine einzigartige Dynamik, die während solcher Events die Nation als Ganzes vereint und gleichzeitig die wirtschaftliche Kommunikation auf emotionaler Ebene verstärkt.