PPR-NEWS

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KW 11/2024

In der Sportwelt herrscht ein Durcheinander an Werten: Warum 190 Staaten bis heute in Menschenrechtsfragen nicht synchron laufen

Sport ist politisch

 

Sport ist vielseitig. Er kann begeistern sowie Zusammenhalt und Prestige generieren. Deswegen ist und war Sport auch schon immer politisch. Dabei kann der Sport als Instrument der Mächtigen zum Guten, aber auch zum Schlechten verwendet werden. So nutzte Nelson Mandela die Rugby-WM 1995 in Südafrika, um die Nation ein Stück weit zu versöhnen. Die Nationalsozialisten nutzen die Olympischen Spiele 1936 in München hingegen für ihre Propaganda. Auch einzelne Sportler zahlten einen hohen Preis für die sportlichen Ambitionen ihrer Nationalstaaten. Bis heute leiden Doping-Opfer des DDR-Leistungssportsystems an körperlichen und seelischen Spätfolgen. Die Rolle des Sports bleibt in der politischen Welt nach wie vor relevant. Unterschiedliche Ansichten des Menschenrechts kommen aktuell bei großen Sportveranstaltungen zur Geltung. Fehlende Diversität und Diskriminierungen, zum Beispiel gegenüber Homosexuellen, werden über Institutionen wie FIFA oder IOC in die Welt getragen. Denn sie geben Staaten wie Russland und Katar eine Bühne, ihre Weltsicht zu präsentieren.

 

Fortschritt über Dialog?

 

Besonders im Zuge der Fussball-WM 2022 in Katar wurde die Frage in den deutschen Medien ausgiebig behandelt: Darf eine WM tatsächlich in Katar stattfinden? Befürworter argumentieren, dass der Sport auch in Menschenrechtsfragen mit einem dialogischen Charakter zu Fortschritt führen kann. Außerdem handle es sich um eine Weltmeisterschaft und nicht um eine „Meisterschaft der makellosen Demokratien“. Doch selbst diese Argumente können nicht über die strukturellen Probleme der internationalen Sportverbände hinwegtäuschen. Nach etlichen Skandalen ist es der FIFA 2016 gelungen Joseph Blatter loszuwerden, nur um mit Gianni Infantino die nächste Verkörperung von großen Zweifeln an der Moral und dem Willen, die FIFA zu reformieren, als Oberhaupt zu wählen. Eine WM in Katar ist nicht das Problem. Doch wenn die immensen Einnahmen in die Taschen der Funktionäre fließen, anstatt in Sicherheitsvorkehrungen für Gastarbeiter, wirkt auch ein Dialog über Menschenrechte scheinheilig. Die internationalen Sportverbände müssen ihrer Verantwortung in dieser Hinsicht gerecht werden.

 

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