PPR-NEWS
668
KW 04/2024
Der Chef des Robert-Koch-Instituts tritt ab: Eine Würdigung seiner Kommunikationsleistung
Ein Experte auf der politischen Bühne
Die FAZ hat nachgezählt: 47-mal trat der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Prof. Dr. Lothar H. Wieler, seit Pandemiebeginn vor die Bundespresse. Mehr werden es wohl nicht werden, denn auf eigenen Wunsch hin wird er sein Amt am 1. April dieses Jahres niederlegen. Für eine Übergangszeit übernimmt sein Stellvertreter Prof. Dr. Lars Schaade. Vor der Pandemie nur Experten ein Begriff, wurde Wieler Anfang 2020 plötzlich deutschlandweit bekannt. Seine regelmäßigen Auftritte auf der Bundespressekonferenz Seite an Seite mit dem Bundesminister für Gesundheit machten ihn zum Gesicht der Corona-Bekämpfung. „In der Pandemie hat das Robert Koch-Institut seine Exzellenz unter Beweis gestellt. Es war ein Privileg, in dieser Krise an exponierter Position zusammen mit einem motivierten Team hervorragender Expertinnen und Experten arbeiten zu dürfen“, mit diesen Worten verabschiedet sich der Mediziner von der politischen Bühne.
Sachlichkeit in der Krise
Die Aufgabe des RKI-Präsidenten war es eigentlich nie, so präsent in der Öffentlichkeit zu stehen. Und doch erfüllte er seine neue Rolle gut, indem er das blieb, was er schon immer war: Wissenschaftler. Regelmäßig sahen Millionen zu, wie Wieler mit klaren Worten und eindringlicher Stimme die dann aktuelle Coronalage beschrieb. Seine Geheimwaffen waren seine Ruhe und seine Klarheit, die wiederum Vertrauen schufen, sowohl gegenüber dem Bürger als auch gegenüber der Politik. Denn auch Politiker sind nur Menschen und benötigen wie alle Bestärkung. Diese Sachlichkeit machte ihn wiederum weniger angreifbar. Es war aber nicht alles perfekt, was Wieler in seinem Amt sagte und tat. Als das RKI den Genesenenstatus über Nacht von sechs auf drei Monate verkürzte, war die Kritik berechtigt. Dies war einer von einigen Fehlern. Dennoch, wer von Wieler Krisenkommunikation lernen will, lernt dies: Ruhe bewahren, Sachlichkeit hereinbringen und immer klar sagen, was ist.