PPR-NEWS
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KW 03/2024
Mehr als nur Facharbeiter: Warum Deutschland von einem modernen Einwanderungsrecht profitiert
Migration bedeutet mehr als nur Fachkräfte
Die Ampelkoalition hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, das Einwanderungsrecht umfassend zu reformieren. Dazu gehören verschiedene Themen, etwa das Aufenthaltsrecht oder die Einbürgerung. Doch wirbt die Bundesregierung vor allem mit dem Anlocken von mehr Fachkräften für eine Modernisierung des Einwanderungsrechts. Nicht ohne Grund liegt zum Thema Fachkräfteeinwanderung bereits ein Kabinettsbeschluss vor; anders als bei allen anderen Aspekten des Einwanderungsrechts. Die Hürden für Zuwanderung sollen verringert und Deutschland damit attraktiver werden für ausländische Fachkräfte. Dazu soll Ausländerinnen und Ausländern der Aufenthalt zur Suche eines Arbeitsplatzes ermöglicht werden. Unterstützt von einem unbürokratischen Punktesystem. Begründet wird die Reform mit dem Fachkräftemangel der deutschen Wirtschaft. Dabei entgeht Deutschland eine Chance, wenn es Migration nur als eine Frage der Fachkräftenachfrage sieht.
Deutschland als Einwanderungsland
Denn: Deutschland stand schon mal am gleichen Punkt. Als in den späten 1950ern und 1960ern Westdeutschland den weltkriegsbedingten Mangel an jungen Männern durch Fachkräfte aus dem Ausland kompensieren wollte, konnte sich das Land nicht vorstellen, dass diese Menschen auch hierbleiben würden. „Wir riefen Arbeitskräfte, aber es kamen Menschen.“ (Max Frisch). Inzwischen sind wir weiter und bereit, Fachkräfte auch auf Dauer zu halten, sind uns aber des Profits der eigenen Diversität nicht bewusst. Deutschland war schon immer Einwanderungsland. Von der „Volksmühle“ Rheinlands bis zu französischen Hugenotten hat Einwanderung Deutschland nicht bloß wirtschaftlich, sondern auch kulturell, politisch und religiös gestärkt. Den Berliner Gendarmenmarkt krönt der Französische Dom – gebaut von Einwanderern. Ohne Migration hätte es dieses wunderschöne Barockbauwerk nicht gegeben.