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KW 45/2024

Twitter ist nun an Elon Musk verkauft: Ist es richtig, so viel Medienmacht in einer Person vorzufinden? Eine Analyse

Eine Übernahme wider Willen? 

Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk begann bereits im April. Damals erklärte der reichste Mensch der Welt, er wolle Twitter für 44 Milliarden Dollar kaufen. Wenige Woche später zog er jedoch den Deal zurück und es sah so aus, als ob die Übernahme nicht zustande kommen würde. Doch Twitter zog vor Gericht, was Musk wiederum mit einer Gegenklage beantwortete. Warum der Milliardär nun doch den Kauf von Twitter vollzog, ist unklar. Spekuliert wird, dass er einer zu erwartenden juristischen Niederlage zuvorkommen wollte. Musk kommentierte die Übernahme mit dem Tweet: „Der Vogel ist befreit.“ Zur Finanzierung musste Musk Geld aus verschiedenen Quellen einsammeln. Von den 44 Milliarden kamen 27 Milliarden aus Musks Privatvermögen. Dafür hat er unter anderem Anteile an seinem Autohersteller Tesla veräußert. 13 Milliarden wiederum kommen von global agierenden Großbanken in Form von Krediten. Der Rest wird durch Investmentfonds finanziert, die dafür Aktienanteile von Twitter erhalten. Der Deal ist damit abgeschlossen, aber mit Musk am Steuer stellt sich die Frage, wie der Milliardär die Plattform umgestalten wird.  

Die erste Höllenwoche  

Musks erste Amtshandlung war die Entlassung der Topmanager. Auch die für den Kampf gegen Hassrede und Falschinformation zuständige Managerin musste gehen. Die Belegschaft von 7.500 Mitarbeitenden wurde halbiert. Verwaltungsrat und Aufsichtsrat wurden ebenfalls aufgelöst. Stattdessen hält Musk nun allein die Zügel in den Händen. Er kündigte an, lebenslange Sperren von Nutzern aufzuheben. Davon würde besonders Donald Trump profitieren, der immer noch behauptet, legitimer Präsident der Vereinigten Staaten zu sein. Verifizierte Accounts, also Accounts deren Echtheit Twitter garantiert, sollen bald 7,99 US-Dollar pro Monat kosten. Kritiker befürchten eine Zunahme von Fake-News auf der Plattform. Mehrere Firmen, unteranderem VW, sind nicht bereit, auf Twitter Werbung zu schalten. Bereits nach einer Woche der Übernahme entsteht das Bild eines Mannes, der weder kaufmännisch-seriös noch medienethisch handelt. Und hier liegt die Gefahr jeder personenbezogenen Machtkonzentration. Selbst jemand wie Musk, der seit Jahrzehnten Konzerne führt, benimmt sich bei der Übernahme eines Unternehmens wie ein Amateur. Menschen machen Fehler. Mächtige Menschen machen mächtige Fehler, die weitreichende Konsequenzen für Mitarbeitende, die Öffentlichkeit und in diesem Fall sogar für die westlichen Demokratien haben können.  

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