PPR-NEWS

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KW 34/2024

Wie Führungskräfte schlemmen, wenn sie zu wenig kontrolliert werden: das Beispiel RBB und andere Vorfälle

Schlemmen auf Senderkosten und dann der tiefe Fall 

Ob ein teurer Dienstwagen mit Sitzheizung oder das Essen für die geladenen Gäste in der Privatwohnung – beides geschah auf Kosten des RBB. Kosten, die sittenwidrig abgerechnet wurden. So sind unter anderem die Vorwürfe gegen die Spitze des Rundfunks Berlin-Brandenburg öffentlich geworden und von Tag zu Tag werden es mehr. Zu den weiteren Vorwürfen gegen Patricia Schlesinger, die inzwischen entlassene Intendantin des RBB, zählen laut RedaktionsNetzwerk Deutschland auch eine Gehaltserhöhung von 16 Prozent auf 303.000 Euro, und das in einer Institution, die in der Nähe des Staates wirkt und wie alle ARD-Rundfunkanstalten öffentlichen Codizes folgen sollte. Hinzu kommen zusätzliche Bonus-Auszahlungen und neue Themen ans Licht. Nach den Enthüllungen des Magazins Business Insider und der RBB-eigenen Investigativabteilung versicherte der geschäftsführende RBB-Intendant Hagen Brandstäter, dass die Praxis, die den RBB erschüttert, umgehend eingestellt werde. Die ARD-Intendantinnen und -Intendanten jedoch haben inzwischen das Vertrauen in die gesamte amtierende Geschäftsleitung des RBB verloren und bemühen sich sichtlich, dass der Skandal nicht auf ihre Einheiten übergreift 

Kontrollorgane dürfen nicht von den zu Kontrollierenden abhängig sein 

Auch erfolgreichen Führungskräften passieren Fehler, unüberlegtes Handeln kann negative Ereignisse nach sich ziehen. Das gehört zu ihrem Profil. Neue Führungskräfte arbeiten sich aber des Öfteren zu wenig in neue Aufgaben ein, sondern konzentrieren sich auf die Aufgaben und gelernten Kompetenzen ihrer früheren Tätigkeit. Was folgt aus einem Kontrollversagen generell? Das ist die Frage, die der Skandal um den RBB aufwirft. Er ist nur ein Beispiel dafür, dass unter Umständen falsch gemanagt wurde, da Entscheider mit ihren neuen höheren Aufgaben schlicht und einfach überfordert sind. Auch der Großkonzern Siemens sorgte vor Jahren für Aufregung, da ein Nachfolger den Verstoß gegen Regeln und Werte ungenügend aufarbeitete. Ein weiteres Beispiel: Personen ohne medizinische Vorkenntnisse und der angemessenen Qualifikation geschäftlichen Handelns konnten Corona-Teststationen aufbauen, weil Eile geboten war. Falsche Abrechnungen in vielen Fällen waren die Folge. Das führt zur Frage: Wie wird richtig kontrolliert? Kontrolle bedeutet nichts Schlechtes, sondern soll eine Einheit sicher zum Erfolg begleiten. Ziel sollte sein, Führungskräften Aufmerksamkeit zu schenken und Mängel konstruktiv zu beseitigen. Dass dies im Umfeld des RBB nicht geschah, deutet darauf hin, dass Unabhängigkeit in der Kontrollausübung das wichtigste Merkmal erfolgreichen Krisenmanagements ist.

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