PPR-NEWS

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KW 29/2024

Jahrzehnte lang stritt die deutsche Gesellschaft über das Für und Wider der Atomkraft: Eine kleine Geschichte davon, wie Deutschland zwar Abschied vom Atom nahm, der Rest der Welt aber nicht

Der Einstieg und der Ausstieg 

1961: Das erste deutsche Atomkraftwerk wird in Kahl am Main an das Stromnetz angeschlossen. Große Diskussionen über Atomtechnik gibt es nicht – die Regierung sieht einen großzügigen Ausbau vor. Gegenwind erhält die Kernenergie erstmals im Jahre 1975. Unter dem Motto „Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv“ nimmt die Anti-AKW-Bewegung an Fahrt auf. Der schwere Reaktorunfall von Harrisburg (1979) und die Katastrophe von Tschernobyl (1986) fachten die Angst in der Bevölkerung vor den Gefahren der Atomkraft weiter an. Die Debatte war inzwischen emotional stark aufgeladen und 1986 forderten Auseinandersetzungen bei einer Großdemonstration mehrere Tote. Ein weiterer Ausbau der Kernenergie ist zu diesem Zeitpunkt politisch undenkbar. Nach ihrem Wahlerfolg leitet die rot-grüne Koalition 1998 den allmählichen Ausstieg aus der Kernkraftnutzung ein. Politisch und gesellschaftlich ist der Ausstiegsbeschluss jedoch umstritten. Erneut ist es ein Atomunfall, der eine grundlegende Wende in der deutschen Atompolitik herbeiführt: Nach der Explosion in Fukushima (2011) entscheidet sich die Regierung für einen mehrstufigen Ausstieg bis 2022. Stand heute?

Atomkraft weltweit gefragt

Während Deutschland den Atomausstieg bis Ende dieses Jahres geplant hat, wurden die Weichen international auf Ausbau gestellt. Viele Staaten sehen in der Kernenergie weiterhin eine attraktive Möglichkeit, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die EU-Kommission hat sogar, trotz massiver Kritik, Investitionen in neue Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen als klimafreundlich eingestuft, so die Tagesschau. Sie berichtet weiter, dass sich die weltweiten nuklearen Produktionskapazitäten bis 2050 verdoppeln könnten. Besonders China, Russland und Indien haben einen intensiven Ausbau der Atomkraft geplant. Genauso wurde die Kernenergie im Westen noch nicht abgeschrieben. So haben zum Beispiel die USA, Großbritannien und Finnland derzeit neue Atomreaktoren in Planung. Vor Kurzem forderte auch Finanzminister Christian Lindner auf Twitter eine „vorurteilsfreie“ Debatte über Atomkraft in Deutschland. Seine Koalitionspartner sehen das anders. Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, ob die deutsche Gesellschaft über das Für und Wider der Atomkraft schon genug gestritten hat.

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