PPR-NEWS
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KW 28/2024
WhatsApp, andere Messenger-Dienste, der neue Stealth-Modus – Veränderungen sind in Sicht. Gut gemeint oder gut gemacht?
Veränderungen beim Branchenprimus
WhatsApp, Telegram, Threema oder Signal – an der Auswahl von Messenger-Diensten mangelt es nicht. Trotzdem wird der Markt in Deutschland von einem Messenger beherrscht: WhatsApp. Über 50 Millionen Deutsche nutzen laut ZDF den Messenger-Dienst von Meta. Die Etablierung eines Marktführers war in dieser Branche abzusehen. Je mehr Menschen über diese Plattform zu erreichen sind, desto mehr steigert sich die Attraktivität eines Kommunikationsdienstes. Oder anders gesagt: Wer lädt sich Threema herunter, wenn der komplette Freundeskreis bei WhatsApp ist? Jetzt stehen beim Messenger-Riesen Veränderungen an. Zum einen hat WhatsApp auf die Wünsche von Nutzern reagiert und den Stealth-Modus angekündigt. Damit soll es möglich sein, den Online-Status im Einzelchat zu verbergen. Zum anderen hat das EU-Parlament das umgangssprachliche „WhatsApp-Gesetz“ beschlossen. Hinter dem Gesetz steckt das Prinzip der Interoperabilität. Es zwingt WhatsApp dazu, sich für andere Messenger-Dienste zu öffnen. In Zukunft ist also auch ein Nachrichtenverkehr zwischen WhatsApp und anderen Diensten wie zum Beispiel Threema möglich.
Gut gemeint, aber nicht gut gemacht?
Die Auswirkungen des neuen Gesetzes sind weitreichend. Der EU-Abgeordnete Patrick Breyer sagt gegenüber dem ZDF: „Das verändert den kompletten Messengermarkt. Zum ersten Mal haben die Nutzer eine echte Wahl, welchen Messenger sie nutzen wollen“. Kritik gibt es hingegen von Threema über Twitter. Die Interoperabilität sei zwar gut gemeint, doch es bedeute eine Verminderung von Sicherheit und Datenschutz auf das niedrigste Niveau der beteiligten Dienste. Threema plant deswegen nicht, den Zugang zu WhatsApp einzurichten. Die Absage von Threema bedeutet jedoch keine Absage an das Gesetz an sich. Denn verbindlich ist die neue Regel nur für große Anbieter mit monatlich mehr als 45 Millionen aktiven Nutzern. Threema kann also weiterhin den Datenschutz priorisieren, trotzdem sind die hohen Einstiegsbarrieren in der Branche gebrochen. Andere Messenger-Dienste werden das neue Gesetz ausnutzen wollen und niemand ist mehr auf WhatsApp angewiesen, um mit Freunden und Familie Kontakt zu halten. Die Veränderungen sind gut gemeint, aber wir müssen abwarten, ob sie denn auch gut gemacht werden.