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KW 33/2024

 Vom Schulabgänger zum Weltunternehmer: Wie Tobias Lütke mit Shopify ein Milliardenunternehmen schuf

Programmier- statt Fremdsprachen

Mit sieben Jahren bekommt Tobias Lütke seinen ersten Computer geschenkt. Ein Geschenk, das sein ganzes Leben beeinflussen wird. Mit diesem Computer bringt er sich das Programmieren bei. Er beginnt, Videospiele umzuprogrammieren und sitzt stundenlang vor dem PC. Mehr als die Hälfte des Tages soll er mit Computerspielen verbracht haben. Fachmagazine hätten ihm dann geholfen, eigene Spiele zu programmieren. Außerhalb der eigenen vier Wände meinte es das Schicksal weniger gut mit ihm: Aufgrund seiner introvertierten Art gaben ihn seine Eltern in therapeutische Behandlung. Seine schulischen Leistungen waren mangelhaft, zudem leidet er an einer Lese-Rechtschreibschwäche. Schließlich wird es ihm zu viel und er bricht das Gymnasium nach der zehnten Klasse mit einem Realschulabschluss ab. Er beginnt bei Siemens-Nixdorf in Koblenz eine Ausbildung zum Fachinformatiker. 2002 zog es ihn schließlich aufgrund der Liebe nach Kanada, wo er bis heute mit seiner Frau und seinen Kindern lebt. Im Jahr 2004 eröffnet Lütke sein erstes Unternehmen. Mit einem Freund möchte er Snowboards über das Internet verkaufen, wofür er seine eigene Verkaufsplattform programmierte.

 Eine Software, die Gold wert ist

Während die Snowboards wenig Kundschaft anzogen, stieg das Interesse an der eigens programmierten Verkaufsplattform – die dann zum Verkaufsschlager werden sollte. Tobias Lütke leiht sich das Startkapital und eröffnet 2006 offiziell Shopify. Shopify ist eine E-Commerce-Software, mit der kleine und mittelständische Händler sowie mittlerweile auch Konzerne, Online-Shops erstellen können. Das Unternehmen, welches den gleichen Namen trägt wie die Plattform, steigerte laut dem Handelsblatt 2021 den Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57 Prozent auf etwa 1,1 Milliarden US-Dollar. An der Börse erreicht Shopify einen Wert von rund 194 Milliarden US-Dollar. Für das Gesamtjahr stellt das Unternehmen ein weiterhin rasantes Wachstum in Aussicht. Dabei setze das Management auf noch mehr Händler, die Online-Shops auf der Plattform eröffnen, und auf eine weiterhin sehr kauffreudige Kundschaft. Somit hat es ein deutscher Schulabgänger mit einem langen Werdegang und trotz einiger Hindernisse geschafft, ein millionenschweres Unternehmen zu gründen, das in direkte Konkurrenz mit Amazon tritt. Denn statt über Amazon und dessen Konditionen Ware zu verkaufen, können Händler mit Shopify ihren eigenen Online-Shop aufmachen. Vielleicht steht Tobias Lütke deshalb sogar bald auf einer Stufe mit Jeff Bezos oder Elon Musk.

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