PPR-NEWS

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KW 30/2024

Wie Faux Pas Stimmungen vor einer Parlamentswahl bestimmen können: alte und neue Beispiele der verpassten Chancen von Großpolitikerinnen und -politikern

Die Vierte Gewalt 

Medien spielen in unserer Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Sie sollen uns informieren, bei der Meinungsbildung unterstützen und stets aktuell berichten. Dabei müssen sie kritisch hinterfragen und beleuchten. Nicht ohne Grund werden die öffentlichen Medien als die „Vierte Gewalt“ in Deutschland bezeichnet. Durch ihre Recherchen kommen Dinge ans Licht, die vorher unbekannt oder sogar undenkbar gewesen waren. Während Wahlkämpfen, insbesondere Bundestagswahlen, bei denen die Kandidaten sich möglichst von ihrer besten Seite präsentieren sollten, ist es die Aufgabe der Medien, über die politischen Entscheiderinnen und Entscheider zu berichten. Der Vorteil für die zur Wahl Stehenden ist, dass sie ihre Wünsche und Ziele für das Land und sich selbst als Person so darstellen können, wie sie es möchten. Meist möglichst fehlerfrei und stark. Fähig ein Land zu regieren. Der Nachteil: Die Recherchen bringen manchmal Dinge zu Tage, die die Politiker gerne verschwiegen hätten. Deckt eine Zeitung oder ein Sender ein Faux Pas auf, berichten bald darauf alle darüber. Dadurch sind schon viele Chancen verpasst und einige Karrieren beendet worden.    

Verpasste Chancen und gerettete Karrieren

Wir schreiben das Jahr 2002. Gerhard Schröder und Joschka Fischer sind an der Spitze Deutschlands. Der Wahlkampf um die neue Regierung läuft. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage war die Stimmung gegenüber der aktuellen Regierung nicht gut – bis die Elbe über die Ufer trat und riesige Überflutungen verursachte. Während Gerhard Schröder vor Ort war, um mit anzupacken, hat sein Gegner Edmund Stoiber Reden gehalten. Schröders „Leadership in Gummistiefeln“ kam jedoch sowohl bei den Medien, als auch bei der Bevölkerung besser an als bedauernde Worte. Die Regierung um Schröder wurde wiedergewählt. Ein aktuelles Beispiel: Armin Laschet und sein unangebrachtes Lachen bei der Rede von Frank-Walter Steinmeier in Nordrhein-Westfalen während der Hochwasserkatastrophe. Anstatt Bedauern für die Betroffenen zu zeigen, die Familienangehörige, ihre Häuser und Heimat verloren haben, scherzte er mit seinen Kolleginnen und Kollegen. Die Medien und auch Wählerinnen und Wähler empfinden dieses Verhalten als höchste Form der Respektlosigkeit. Das öffentliche Meinungsbild zu Laschet hat sich negativiert. Ob er noch die Chance auf eine Wahl hat, ist unklar. Fakt ist: Schwächen sind menschlich und sollen auch gezeigt werden dürfen. Doch Politikerinnen und Politiker sollten in der Lage sein, die Contenance zu bewahren, wenn es darauf ankommt. Diese vermeintliche Gratwanderung schaffen allerdings nicht alle.

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