PPR-NEWS
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KW 36/2024
Die Gestik der Mächtigen: Eine Analyse der Körpersprache auf dem G7-Gipfel
Hand drauf. Wie Machtverhältnisse mit einem Handschlag ausgetragen werden
Körperhaltung, Mimik und Händedruck – die Körpersprache sagt viel über einen Menschen aus. Für G7-Gipfel-Politiker ist sie zudem ein wichtiges Kommunikations-Instrument. Zum einen bietet sie die Möglichkeit, positive Beziehungen zu politischen Partnern deutlich zu machen, zum anderen lassen sich Machtverhältnisse vor der Weltpresse austragen. Letzteres demonstrierten Donald Trump und Emmanuel Macron beim G7-Gipfel in Kanada. Beim 44. Gipfeltreffen drückte Macron die Hand des Amerikaners so fest, dass ein weißer Fleck auf der geröteten Haut zurückblieb, so die Stuttgarter Zeitung. Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Staatschefs eine solche Machtprobe ausfechten. Bereits 2017 haben sie sich in Brüssel ein aufsehenerregendes Handschlag-Duell geliefert, so die Zeitung weiter. Derartige nonverbale Signale bieten viel Platz für Interpretationen und treffen auf großes Interesse in den Medien. Die doch eigentlich viel wichtigeren besprochenen Themen rücken in den Hintergrund. Es wird deutlich: Ein Händedruck vor Publikum, und besonders in der Politik, ist weniger Begrüßung, sondern vielmehr der Versuch einer ersten öffentlichen Machtdemonstration.
Die »Merkel-Raute«. Oder: Es geht auch ohne Druck
Angela Merkel ist in ihrer Art der Körpersprache auffallend unauffällig. Die »Merkel-Raute« gehört zur Kanzlerin wie ihre Hosenanzüge. Die Geste steht laut Manager Magazin für Stabilität und Gelassenheit. Diese Eigenschaften zeigen sich auch in Merkels übrigem Auftreten, so das Magazin weiter. Dieses begründet sich weniger in Demut, sondern eher in der Strategie, Beziehungen aufzubauen und zu halten. Sie scheint sich nicht von den Machtdemonstrationen anderer Staatschefs beeindrucken zu lassen. Woran liegt das? Merkel führt die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und gehört zur Elite der Weltpolitik, das ist ihr bewusst. So scheint es, als habe es die Kanzlerin nicht nötig, körperlich in die Offensive zu gehen. Oder sie will genau aufgrund dieser Stellung keine Aggressivität und damit Gefahr vermitteln, vor allem im Hinblick auf dunkle Kapitel aus der Vergangenheit Deutschlands. Vielleicht ist ihre Gestik aber auch deshalb unauffällig auffallend, um sich von anderen Staatschefs abzugrenzen – ein Alleinstellungsmerkmal. Als ruhendes Auge des Sturms befindet sie sich genau da, wo sie möglicherweise genau sein möchte: im Zentrum.