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KW 33/2024

Wer liest noch Theodor W. Adorno? Der Philosoph, der die Baby-Boomers verrückt machte, ist vergessen. Wie kann das nur sein?

Eine Ausnahmeerscheinung

Musiker und Komponist, Philosoph und Soziologe: Theodor W. Adorno war ein Ausnahmetalent. Der 1903 geborene Frankfurter wurde als einer der Hauptvertreter der als »Kritische Theorie« bezeichneten Denkrichtung, auch »Frankfurter Schule« genannt, bekannt. Noch vor dem Krieg lehrte Adorno als Privatdozent an der Universität Frankfurt bis zum Lehrverbot 1933 durch die Nationalsozialisten. Während der NS-Zeit emigrierte Adorno in die USA und setzte dort seine Forschungsprojekte, wie die »Dialektik der Aufklärung«, fort. Zurück nach Deutschland ging er in der Nachkriegszeit und wurde durch seine Werke als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Soziologie anerkannt. Gleichzeitig galt er wegen seiner schonungslosen Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft als einer der geistigen Väter der deutschen Studentenbewegung und setzte in der Generation der Baby-Boomers, der jungen Bundesrepublik, ein Zeichen für die Wiederherstellung des politischen Systems in Deutschland. Vor 50 Jahren starb der Philosoph und Soziologe in den Schweizer Bergen. Trotzdem, das wird uns heute bewusst, hat er uns immer noch etwas zu sagen.

Heute wie damals

Triumph und Niederlage, Rausch und Ernüchterung, Hass und Hilfsbereitschaft. Die Nachkriegszeit wurde durch viele dieser emotionalen Wiedersprüche geprägt. Doch bereits 20 Jahre nach Kriegsende hat die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), trotz der noch tiefsitzenden Wunden des Krieges, erstaunlich viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten. Aus diesem Anlass hat Adorno am 6. April 1967 einen Vortrag in Österreich über »Aspekte des neuen Rechtsradikalismus« gehalten und auf die Entwicklungen in Deutschland aufmerksam gemacht. Während Adorno damals mit diesen Aussagen eine ganze Generation prägte, ist er heute in der Gesellschaft nicht mehr präsent. Zum 50. Todestag des Philosophen veröffentlichte der Suhrkamp Verlag nun jedoch ein Buch, das das Transkript dieser Rede beinhaltet. Wie heise online oder Spiegel Online berichten, liest sich das Buch wie eine Nachricht der heutigen Zeit, in der sich die Geschichte von damals zu wiederholen scheint. Ein fast vergessener Mann wird heute so wichtig wie nie zuvor und macht wieder auf die Aspekte des neuen Rechtsradikalismus aufmerksam. Ein Grund, auf den Bildschirmen der Smartphones der Generationen X, Y und Z zu erscheinen und ein neues Zeichen zu setzen.

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