PPR-NEWS

506

KW 13/2024

Ist es wahr, dass die Abweichung zur Norm in unserem Land die neue Ordnung geworden ist? Eine Analyse.

Wenn uns das Schlimmste nicht schockiert

Letzte Woche wurde der wohl größte Betrugsskandal an amerikanischen Hochschulen aufgedeckt. Der Spiegel schreibt von rund 25 Millionen Dollar Bestechungsgelder, die an US-Eliteuniversitäten geflossen sind, um Kindern von wohlhabenden Familien Studienplätze zu sichern. Seit wann lassen sich Universitäten auf einen solchen Betrug ein und manipulieren Zulassungsbescheide gegen Geld? Ein weiteres Beispiel: Donald Trump beschließt einen Shut Down in den Vereinigten Staaten von Amerika und ruft den Notstand aus, um seine Mauer zu Mexiko zu finanzieren. Nur 16 von 50 Bundesstaaten klagen dagegen, schreibt die Welt. Im Jahr 2016 wurde der Austritt für Großbritannien aus der EU beschlossen. Mit jeder Verhandlung scheint der Brexit normaler zu werden. Und richtet man den Blick nach Deutschland, so schreibt der Spiegel von einer Umfrage vom Februar 2019, die zeigt, dass sich ein Viertel der jungen Menschen in Deutschland einen starken Führer wünschen. Gerade nach den Ereignissen des Nationalsozialismus vor über 70 Jahren ein unvorstellbarer Gedanke. Ähnlich wie der Dieselskandal.

Was ist eigentlich noch normal?

Es fühlt sich wie ein Wandel an. Das Wirtschaftsmagazin Cicero schreibt: »Fast niemand hätte mit einem Präsidenten wie Donald Trump gerechnet.« Und doch ist genau dies eingetreten. Dass sich so viele junge Menschen in Deutschland scheinbar eine Persönlichkeit wünschen, die alleine über Gut und Böse im Land entscheidet, ist ein Unding für alle Kinder, die mit den Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges groß geworden sind. Ist das normal, was in unserer Welt passiert? Oder definiert sich die Wahrnehmung einfach neu? Denn was ist heutzutage noch normal oder unnormal? Vielleicht hat unsere Gesellschaft gelernt, mit dem Irrsinn umzugehen. Die Kolumnistin Meike Winnemuth vom Stern schreibt, dass die Menschen mittlerweile vom Schlimmsten ausgehen. Wenn das Zweitschlimmste eintritt, verschafft das bereits Erleichterung. Unsere kollektive Wahrnehmung, also die Wahrnehmung von ganzen Gruppen und Völkern, hat sich verschoben, so Winnemuth. Was gestern noch undenkbar war, sei heute die neue Ordnung, an der wir uns orientieren. Wir rechnen mit dem Irrsinn, wir erwarten ihn. Das scheint unsere Normalität geworden zu sein. Also, was tun? Zumindest an die alte Ordnung erinnern, damit wir neue Normen an dieser weiterhin messen können.

Zurück

Diese Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz