PPR-NEWS
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KW 08/2024
Das ewige Kommunikationswunder Karl Lagerfeld ist tot: wo wir ihn tadeln müssen und wo wir ihn verehren sollten
Von Hamburg in die Welt
Ein weiß gepuderter Zopf, ein hochstehender Kragen und eine dunkle Sonnenbrille reichen aus, um national wie international das Bild einer ganz bestimmen Koryphäe der Modewelt in die Köpfe vieler Menschen zu projizieren. Zur Zeit des Nationalsozialismus in Hamburg geboren, ist Karl Lagerfeld nun in der Nähe von Paris für immer eingeschlafen. Zwischen Geburt und Tod liegt eine beispiellose Karriere in der Modewelt und ein Charakter, der sich über all die Jahre treu geblieben ist. Seine berufliche Laufbahn begann in Frankreich, wo er Mitte der 50er Jahre in verschiedenen Modefirmen wie Patou oder Balmain angestellt war. 1974 stand der Name Karl Lagerfeld erstmals unter seinen Design-Werken. Keine zehn Jahre später verhalf er dem französischen Modehaus Chanel zu seiner heute milliardenschweren Größe. In seiner Zeit schuf er zahlreiche Arbeitsplätze, verhalf Models zum Ruhm, entwarf einzigartige Kostüme für die Reichen und Schönen, kollaborierte mit zahlreichen Konzernen und tat vor allem eines: öffentlich und ungefiltert seine Meinung äußern.
Fantasievolle Mode und klare Worte
Die Nachricht seines Todes verbreitete sich rasant. Auch auf Twitter reagierten prompt viele User. In den Trends lag »Kontrolle über sein Leben verloren« an seinem Todestag ganz weit vorne. Eine Anspielung auf Lagerfelds Äußerung in einer Talkshow gegenüber Trägern von Jogginghosen, die eben jene Kontrolle verloren hätten. Das zeigt, wie bekannt vor allem Lagerfelds öffentliche Statements waren, ob man sich nun für Mode interessiert oder nicht. Es gab aber auch weniger harmlose Äußerungen wie seine Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik: »Selbst wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen«, zitiert ihn die Huffington Post. Auch die Debatte um sogenannte Mager-Models sah er wohl als überflüssig an. Runde Frauen wolle niemand sehen, so die Welt über den Modezaren. Bei aller Kritik blieb Lagerfeld sich treu. Er äußerte immer seine zum Teil kontroversen Meinungen und blieb dennoch sein Leben lang erfolgreich – ein Spagat, den nicht jeder schafft.