PPR-NEWS

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KW 43/2024

Eine Geschichte, die kaum an die Öffentlichkeit dringt: Wie aus London »Londongrad« wurde und damit nicht mehr der Mittelschicht gehört

Bei Investoren so beliebt wie nie

In London boomt derzeit der Immobilienmarkt. Allein 2013 flossen laut »Welt« 24,3 Milliarden Euro in Gewerbeimmobilien. Wie das Investmentunternehmen »Jones Lang LaSalle« berichtet, wurde in keinem anderen Land der Welt im ersten Quartal 2017 so viel ausländisches Kapital in Immobilien investiert wie in London. Die Großzahl der Investoren kommt dabei aus Russland und China. Für die Unternehmer bietet London die perfekten Möglichkeiten, erfolgreich und sicher sein Geld anzulegen. Das Mietrecht ist eigentümerfreundlich. Bei den Londoner Immobilien hat der Besitzer wenig Verluste durch Abnutzung, denn anders als oft üblich, muss der Mieter für notwendige Instandhaltungskosten aufkommen. Hinzu kommen eine durchschnittlich lange Mietdauer und verschiedene Steuervorteile. Die britische Metropole wird seit diesem Boom häufig als »Londongrad« bezeichnet.

Die Folgen für die Londoner

Dass diese wirtschaftliche Entwicklung nicht nur Vorteile mit sich bringt, merkt der Londoner Bürger sehr schnell. Trotz Brexit-Unsicherheiten sind die Mieten in London massiv angestiegen. Laut der »Evening Standard« wächst jedes dritte Kind in London in Armut auf, Familien werden aufgrund der Wohnkosten aus der Stadt vertrieben, zu wenig neuer bezahlbarer Wohnraum wird errichtet. Dennoch bleiben ganze Straßen in den angesagtesten Vierteln nachts völlig dunkel, da ihre schwerreichen Besitzer gar nicht oder nur selten vorbeischauen. Doch es gibt eine Wendung im Fall »Londongrad«: Ein neues Antikorruptionsgesetzt soll kriminelle Geldströme eindämmen, indem legale Transaktionen nachgewiesen werden müssen. Britischen Medienberichten zufolge sollen außerdem die sogenannten Investitionsvisa überprüft werden, bei der bei einer Einreise im Gegenzug mindestens eine Millionen Pfund in die Stadt investiert werden müssen. Ob diese Mittel aber langfristig Erfolg haben werden, um London auch für die Mittelschicht wieder bezahlbar zu machen, bleibt abzuwarten. Ein Anstieg der Medienpräsenz dieses Themas wäre ebenfalls wünschenswert, denn so könnte es anderen Ländern doch eine Warnung sein und die Bürger wüssten, wie es um ihre Heimat steht.

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