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KW 01/2024

Warum der Aufschwung bleibt und bleibt und bleibt: Phänomenologie einer großen Überraschung

Der längste Wirtschaftsaufschwung seit mehr als 50 Jahren

Besonders in den vergangenen Wochen, während der Vorweihnachtszeit, dürften vielen Personen die überfüllten Einkaufsstraßen aufgefallen sein. Enges Getümmel in den Geschäften, lange Warteschlangen an den Kassen und Einkaufstaschen so groß, dass man sie kaum tragen konnte. Einem Großteil der Privatpersonen und Unternehmen in Deutschland scheint es schon seit Längerem finanziell gut zu gehen. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft ist selbst für Optimisten eine Überraschung: Deutschland steht vor dem längsten Aufschwung seit mehr als 50 Jahren und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Experten prognostizierten, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2017 um 0,7 Prozent gegenüber dem vorherigen Quartal steigen würde. Tatsächlich ergab sich ein Zuwachs von 0,9 Prozent. Das Statistische Bundesamt meldete, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im dritten Quartal um 0,8 Prozent wuchs. Ökonomen hatten durchschnittlich mit einem Anstieg von 0,6 Prozent gerechnet. Ein Grund für das stetige Wirtschaftswachstum ist unter anderem der zunehmende Welthandel und die daraus resultierenden Exporte. Auch hohe Investitionen der Unternehmen treiben die deutsche Konjunktur weiter an. Derzeit sind die Kapazitäten der Industrie zu 87 Prozent ausgelastet und somit so stark wie vor der Krise 2008.

Der Blickwinkel ist entscheidend

In Europa hält der Aufschwung ebenfalls an. So wurde auch in Italien im dritten Quartal ein Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,5 Prozent erzielt.  Experten zufolge können Unternehmen der Währungsunion weiterhin wachsende Gewinne erwarten. Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone ist in den vergangenen Jahren zwar insgesamt gefallen, mit 8,8 Prozent jedoch immer noch relativ hoch. Die EU-Kommission mahnt deshalb, die Mitgliedsstaaten müssten »entschlossen handeln, um dafür zu sorgen, dass die Früchte des Aufschwungs gerecht verteilt werden«. Wie lange wir diese Früchte noch ernten können, ist ungewiss und der Blickwinkel, aus dem wir die zurückliegende Entwicklung betrachten, unterschiedlich. Denn auch in 50 Jahren Wirtschaftswachstum gab es Krisen. Während einige Personen das Jahr 2010 als den Beginn eines ununterbrochenen Aufschwungs sehen, sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erst das Jahr 2014 als den eigentlichen Beginn des Booms. Die Ansicht, wann das Wirtschaftswachstum vermutlich eingesetzt hat, ist mit ausschlaggebend für die Einschätzung, wie lange dieses noch anhalten wird und unsere Entscheidung, ob wir weiterhin unserem Wohlstand frönen oder bereits damit anfangen, für schlechtere Zeiten vorzusorgen.

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