PPR-NEWS

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KW 43/2024

Das totale Verschwinden des Journalismus: Wie Informationen neu verhandelt werden – eine Vision

Vom rasenden Reporter zum tosenden Journalismus

Wir sitzen vor Google und suchen dort nach »Berichterstattung Zeitungen Krise«. Der dritte Link ist sogleich ein Artikel der BILD. Es geht um die Eheprobleme von Sarah und Pietro Lombardi. Wer ist Pietro Lombardi und warum ist das eine Schlagzeile wert, werden sich viele vielleicht fragen, wo doch die Suche nach dem Grund der Krise des Zeitungsjournalismus ernst gemeint war. Viele Kolumnen von Spiegel Online verkündeten bereits im Echo mit vielen anderen das »Ende der Zeitungen, des Journalismus, der Informationsgesellschaft«. Und wer daran bis heute nicht glaubt, der kennt das Internet nicht wirklich. Waren die Medien einst relativ übersichtlich gestaltet und sortiert – in Fachpresse, Tageszeitungen, TV und Radio – und war man sich der Bedeutungen und Hintergründe der jeweiligen Publikation bewusst, so macht die schiere Masse an Absendern in der heutigen Medienwelt jeden Überblick unmöglich. Im Internet hat stets der lauteste Schreihals Recht. Und so reagieren die klassischen Printmedien auf den Trend des grellen, schnellen Internets ebenso laut, bunt und schnell. So verschwindet zweierlei: Erstens bleibt die Qualität auf der Strecke. Wer für große Reichweite nur wenig Zeit hat, dem bleibt nur der Griff in die unterste Schublade, zu den obszönen Titeln, den großen Katastrophen und den unwichtigen Geheimnissen. Und zweitens vermisst diese Gesellschaft die Gesellen des Journalismus stets weniger. Hoch aufgebaut in den Verlagspalästen, sind die Verlage tief gefallen.

Patient krank, aber nicht tot

Es wäre nicht fair, allein zu sagen, dass die großen wie die kleineren Medien keine journalistische Qualität mehr zu bieten hätten. Neue und alte Formate überzeugen uns davon, dass der Journalismus zwar schwer krank, aber lange noch nicht wirklich tot ist. Perspective Daily, zum Beispiel, versucht, mit klassischem Abonnement und Onlinezeitung einen – wie sie es nennen – »konstruktiven Journalismus« zu kreieren. Das Geschäftsmodell wankt, doch es bietet Medien den Versuch, den neuen Journalismus unter neuen Bedingungen umzusetzen. Ein Journalismus, der Lösungen aufzeigt und aktuelle Ereignisse behutsam und faktenorientiert einordnet. Die jungen Ableger der »alten Presse« wie ze.tt oder Bento kümmern sich dagegen herzlich viel um den Nachwuchs als »Jeunesse Citoyens«. Zwischen Überschriften wie »Welches ist das lustigste Tier?« findet man dort ernstzunehmendes Feuilleton und starke, zum Nachdenken treibende Geschichten. Doch wer gewinnt? Models, Crash, Cash? Und was geht, was kommt? Auf jeden Fall die großen Veränderungen, die alle spüren, die älter als 30 sind - und allein deswegen vertrauensvoll zu nennen sind, weil sie noch wissen, dass die Apo der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts gerade denen nicht vertrauen wollten. So ändern sich die Zeiten.

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