PPR-NEWS
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KW 39/2024
Alles ist Recht, alles ist geregelt: Warum wir zu wenig über Juristerei wissen und wie wir in dieser Frage gebildete Laien werden
Wer ohne Anwalt ist, ist nicht immer allein
Wer das schlichte, einsilbige Wort »Recht« in Google eingibt, stößt auf die hohe Anzahl von 227.000.000 Treffern. Wer das Steuerrecht kennenlernen will, der muss sich darauf einlassen, dass rund 70 Prozent aller Steuergesetze bei rund 200 Staaten auf dem Planeten in Deutsch verfasst sind. Wer einen Nachbarsschaftstreit austrägt, einen Reklamationsvorfall oder Schlimmeres, der weiß, dass ein Rechtsstreit lange dauert, an den Nerven zehrt und sein Ausgang manchmal so ungewiss ist wie der Aufbruch auf hoher See in das Ungewisse. Der deutsche Begriff folgt aus dem Wort »ius«. Er stammt aus dem Lateinischen und beschrieb die Ordnung der Menschen untereinander, die vor langer Zeit Göttern zugeschrieben war oder Riten, die Menschen in Willkür und Übernatürlichkeit zueinander stellten. Erst spät bildete sich das Wort »lex« aus, was das staatliche Gesetz meinte und anfing, Sicherheit dort zu vermitteln, wo der Staat Schutz zu gewähren begann. Heute ist alles recht gut geregelt. Viele Staaten hatten nach dem Zerfall der Sowjetunion westliche Gesetzespakete übernommen. Auch in afrikanischen Staaten sind per jure viele Gesetze so, wie wir sie in Jahrhunderten entwickelt, erstritten und durchgesetzt haben. Doch wissen wir genügend Bescheid über unsere Rechte und Pflichten? Sind wir mindestens gebildete Laien, dass wir das Recht verstehen, wenn es angewandt, verkündet oder gesprochen wird? Oder blieben wir darin arme Deerns und Jungs?
Nutzen wir das Recht, um uns rechtskundig zu machen
In der Kommunikationsbranche gelten viele Rechte und Pflichten. Genannt seien nur das Urheberrecht, das Nutzungs- und Verwertungsrecht, das Persönlichkeitsrecht oder das Markenrecht. Wer sich heute in der Wirtschaft, Politik, Kultur, im Ehrenamt oder vor allem privat bewegt, stößt täglich auf Rechtsunsicherheit in seinem Leben. Weder in der Schule noch in der Ausbildung, in den meisten Studiengängen noch in den Familien erfahren Bürger eine Bildung hin zum gebildeten Laien in Rechtsfragen. Daran falsch ist, dass viele unterschätzen, wie gerecht heute viele Urteile vor deutschen Gerichten gesprochen werden. So ist es ratsam, sich mit Rechtskundigen zu umgeben und ihrer Genauigkeit und ihrem Denken Aufmerksamkeit zu schenken. Das Erstaunlichste für mich ist am Ende, wie sehr ein normales Rechtsempfinden ausreicht, um die meisten Rechtsbrüche zum einen zu erkennen und zum anderen richtig zu bewerten. Zu kompliziert, das Europäische Recht, das Schengen-Abkommen, das Asylrecht? Ja, zu komplex. Wer sich gleichwohl aufmacht, zu fühlen, was Menschen heute zueinander sein wollten, der fühlt häufig die Antwort, die ihm ein Richter auch geben wird: Alles, was Recht ist, ist eben auch alles das, was wir heute im Grunde wollen. So ist eine der am häufigsten unterlassenen Kommunikationsleistungen in diesem Land, uns allen zu wenig das Recht zu erläutern. Was das bedeutet? Lesen, hören, sehen – in das Bürgerliche Gesetzbuch und in die Zeitungen, die Gerichtsreporter haben, die solche Namen verdienen. Warum? Weil ich bei allem, was recht ist, lernen kann, was ein Oberlandesrichter auf vielen Seiten am Ende doch so entscheidet, wie ich es auch getan hätte.