PPR-NEWS
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KW 33/2024
Warum die Welt untergeht und wir zuschauen – eine Analyse
Warum die Welt uns kaum noch trägt
Am 8. August 2016 war der diesjährige »Welterschöpfungstag«, auch bekannt als »Earth Overshoot Day«. Das ist der Tag, an dem die natürlichen Ressourcen unserer Erde für das ganze Jahr aufgebraucht sind. Seitdem leben wir nach Aussagen von Studien nur noch auf Pump. Die natürlichen Ressourcen seien somit schneller verbraucht, als sie erneuert würden. Andrew Simms, Mitglied des britischen Think Tanks New Economic Foundation, hat das Konzept des Welterschöpfungstages entwickelt. Das genaue Datum wird jedes Jahr vom »Global Footprint Network« mithilfe des ökologischen Fußabdrucks des Menschen berechnet. Dieser Fußabdruck zeigt die Fläche, die wir laut aktuellen Erkenntnissen benötigen, um all unsere Bedürfnisse zu decken. 1987 wurde erstmals das Datum einer Erschöpfung der Erde berechnet. Es war der 19. Dezember. Knapp 20 Jahre später haben wir unsere natürlichen Ressourcen bereits nach acht Monaten aufgebraucht. Um den heutigen Bedarf an Ressourcen decken zu können, würden wir 1,56 Erden benötigen. Wenn wir so weitermachen, wären es 2050 bereits drei. Und anscheinend wollen wir trotzdem immer mehr. Während vor 100 Jahren ein deutscher Haushalt mit rund 180 Gegenständen gut auskam, sind es heute rund 10.000 Dinge, so das statistische Bundesamt. Kann uns der Welterschöpfungstag überhaupt noch aufrütteln, wenn wir viel zu erschöpft sind über ein so großes Thema nachzudenken?
Nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen
Gerade in der westlichen Welt sind die Auswirkungen durch den konstant steigenden Konsum kaum zu spüren. Und unsere Schulden an die Erde wachsen gleichwohl weiter. Sie zeigen sich im Klimawandel, Artensterben oder Wassermangel. Uns in Deutschland scheint dies jedoch wenig zu interessieren, obwohl die Grüne Partei in viele Regierungen gewählt wurde. Schließlich gibt es genügend Nahrungsmittel in den Supermärkten, unser Leitungswasser ist in den meisten Regionen trinkbar und Hamburg ist noch nicht durch eine Sturmflut untergegangen. Wie so oft macht der Mensch es sich leicht. Verdrängung ist das Stichwort – ein Prozess, der sich seit der Geschichte der Menschheit zur Bewältigung von Problemen bewährt hat. Lange Zeit waren bestimmte Themen tabu und auch heute noch wird in vielen Kreisen die Weltkatastrophe nicht gerne angesprochen. Gerade erforschen japanische Wissenschaftler das Bakterium Ideonella sakaiensis, eine bisher unbekannte Bakterienart, die sich hauptsächlich von PET ernährt. Spannend. Die Organismen können den Müll vollständig verstoffwechseln und daraus sogar Energie gewinnen. Dies könnte ein Teil der Lösung unseres Müllproblems sein. Doch seien wir doch mal ehrlich: Während Sie dies lesen, landen laut Weltwirtschaftsforum rund 15 Tonnen Plastik im Meer – eine Müllwagenladung pro Minute. Muss das sein? Was sollen wir denn noch tun?