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KW 21/2024

Aufrecht links und ein gebrochenes Bein: Warum wir froh sind, dass Ewald Lienen bei St. Pauli bleibt

Zusammen kommt, was zusammen gehört

»Bevor wir andere auffordern oder belehren wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen. Etwas bei sich selber zu verändern ist aus meiner Sicht die eigentliche Herausforderung und verspricht zugleich den größten Erfolg.« – Dieser Vorsatz des FC St. Pauli-Trainers Ewald Lienen scheint ihn bereits sein ganzes Leben lang bei seinem Versuch, die Gesellschaft zu verändern, zu begleiten. 1953 geboren, konnte der Fußballer sich erstmalig 1977 im Zweitligakader von Arminia Bielefeld einen Namen machen. Es folgten einige Verträge in der ersten Liga, zum Beispiel bei Borussia Mönchengladbach. Im Jahr 1989 begann er erfolgreich seine Trainerkarriere. Doch was Ewald Lienen zu einem bewundernswerten Menschen macht, sind nicht seine Fähigkeiten im Fußball, sondern seine politischen Ansichten, zu denen er bis heute offen steht. So galt er zu Zeiten, als er noch bei Borussia Mönchengladbach spielte, als politisch linkster Fußballspieler der Bundesliga. In den 80er Jahren kandidierte er sogar für die DKP-nahe Friedensliste in Nordrhein-Westfalen. Und da zusammen kommt, was zusammen gehört, ist Ewald Lienen nun der Trainer des FC St. Paulis, dessen Fans für eine ähnliche linke politische Haltung bekannt sind.

Gemeinsam stark

Ewald Lienen zeigt, dass jeder für seine politische Haltung einstehen sollte, auch wenn er oder sie sich in einem schwierigen Kommunikationsumfeld bewegt. Nur wie schafft man es, sich selbst immer treu zu bleiben, auch wenn andere versuchen, einem die eigene Meinung zu verbieten? Bei Ewald Lienen selbst wurde besonders in seiner Zeit als Spieler häufig versucht, ihm das Recht auf freie Meinungsäußerung abzusprechen. Allerdings reagierte er darauf mit Gegenwehr, statt mit Resignation. So bekannte er sich in den 80er Jahren offen zur Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), die für ihre linke politische Haltung bekannt ist. Mit dem FC St. Pauli fand Lienen schließlich einen gleichgesinnten Verein. Der FC St. Pauli wehrt sich so zum Beispiel gegen Homophobie, Faschismus und Sexismus. Dieses starke politische Engagement ist keine Normalität in der Bundesliga. »Mich irritiert, dass es außer dem FC St. Pauli so wenige Clubs gibt, die sich klar positionieren«, äußert sich Ewald Lienen kritisch über andere Fußballvereine. Viele Fans mit der gleichen politischen Ansicht vereinen sich in dem Verein FC St. Pauli, um etwas in der Gesellschaft zu bewirken. Und das ist auch das Geheimnis, wie man seiner politischen Sichtweise die Treue halten kann – Gleichgesinnte suchen. Denn je mehr Menschen an etwas glauben, desto besser kann wirklich etwas bewegt werden. Diese politische Stärke im FC St. Pauli ist nicht zuletzt auch Ewald Lienen zu verdanken. Ich mag Ewald Lienen.    

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