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KW 16/2024

Die Gehirnforschung, die Kommunikation berechnet: Alles Chemie, oder was?

Der freie Wille oder doch nur das Gehirn?

Es ist ein Rätsel, das schon viele versucht haben zu durchleuchten – das Gehirn. Trotz der immer fortschreitenden Wissenschaft beschäftigt uns noch immer die Frage, wo das Gehirn aufhört und die Seele anfängt. Zu Anfang wurde das Herz als Zentrum des menschlichen Denkens und Empfindens angesehen. Diese Sichtweise wurde vor allem durch Aristoteles (384-322 v. Chr.) bestärkt. Erst sehr viel später, im 17. Jahrhundert, erkannte Thomas Willis, englischer Arzt und Mitbegründer der Royal Society of London, das Gehirn als Sitz höherer geistiger Funktionen. Dazu trieb er Nägel in die Köpfe lebender Tiere, um ihre Reaktion auswerten zu können. Auch wenn dies heute kritisch gesehen wird, wurde in den folgenden Jahren immer deutlicher, dass das Gehirn das gesamte menschliche Verhalten steuert. Trotz allem wurde nie daran gezweifelt, dass der Mensch noch einen freien Willen hat. »Die Handlung beginnt zwar unbewusst – aber uns bleibt immer noch Zeit, sie vor der Ausführung zu stoppen.« Das war die Erkenntnis Benjamin Libets, einem amerikanischen Physiologen, in den Siebzigerjahren. Dem zufolge wird das Gehirn schon aktiv, bevor wir selbst bewusst eine Entscheidung treffen. Doch ab wann nehmen wir bewusst wahr, dass wir eine Entscheidung getroffen haben und ist es wirklich unser freier Wille, der die Ausführung stoppt oder auch wieder das Gehirn?

 

Eine Modeerscheinung

Heutzutage geht die moderne Hirnforschung in ihren Aussagen noch viel weiter. Demnach ist das Gehirn für all unsere Entscheidungen und Empfindungen verantwortlich. Unsere Gefühle sind auf chemische Prozesse im Gehirn zurückzuführen. Anscheinend entscheiden wir weder selbst, in wen wir uns verlieben noch für welchen Beruf wir uns begeistern. Das alles soll durch die pure Berechnung des Gehirns passieren. Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer soll einmal gesagt haben: »Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.« Diese Aussage beschreibt die Sichtweise der modernen Gehirnforschung mehr als treffend. Offen bleibt dabei die Frage nach der eigenen Existenz. Wo bleibt der Charakter, der jeden Menschen einzigartig macht? Nach der Gehirnforschung müssten wir doch eigentlich alle gleich funktionieren, da unsere Gehirne alle gleich arbeiten. Dadurch wird deutlich, dass die These, dass wir alle ausschließlich über das Gehirn gesteuert werden, nur eine Modeerscheinung ist. Schließlich ist jeder Mensch anders und versucht, in seinem Verhalten sich selbst treu zu bleiben. Ursache für das menschliche Handeln und Fühlen kann unmöglich reine Wissenschaft sein. Und so sind wir, wer wir sind und das wird ganz sicher nicht nur durch unser Gehirn gesteuert. Die Ausrede, dass für alles ja das Gehirn verantwortlich sei, ist nur eine Modeerscheinung für Menschen, die sich selbst nicht treu bleiben.

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