PPR-NEWS
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KW 28/2024
Wie Eric Schmidt, Mark Zuckerberg und andere das Privatleben abgeschafft haben: die Wirklichkeit der heutigen Post-Privacy-Gesellschaft und ihre Folgen
Regelwut und Regellosigkeit als zwei Seiten einer Medaille
Wer die westlichen Gesellschaften kritisch in den letzten Jahrzehnten darauf hin beobachtet hat, wie immer mehr Gesetze und Verordnungen das Privatleben ihrer Bürger bestimmen, ist in Sorge, dass der Freiheitsbegriff des Citoyen stark eingeschränkt ist. Als heutiges Beispiel mag der wunderschöne Central Park in New York dienen. Während das Rauchen dort bis in die Außencafés verboten und seine Überwachung heute total ist, gibt es zugleich genau vorgesehene Wege für Spaziergänger und genau gezeichnete Wege für Fahrradfahrer und für Inline-Skater. So ist der öffentliche Raum des Privaten – was der Park einst war – zu einem Ort geworden, an dem nur derjenige unbehelligt bleibt, der stets die zahlreichen Regeln der Parkordnung einhält. In vielen Lebensbereichen begegnen uns Aufforderungen, Hinweise und sogar Strafandrohungen, wenn man sich nicht regelgemäß verhält. Auf der einen Seite ist somit eine Umwelt entstanden, die normativ – also eingrenzend – das Privatleben mehr und mehr bestimmt. Auf der anderen Seite gibt es mit den großen Welten von Google und Facebook die Forderung, alles öffentlich zu machen, was davor für Jahrhunderte für Bürger als heilig angesehen wurde: das eigene Leben und seine Taten und sogar privateste Gedanken.
Die Zeit, Privatheit zu leben, ist eine fast schon vergangene
Wer die großen Veränderungen, die die Technik des Internets erst möglich gemacht hat, verstehen will, braucht sich nicht von vielen Zahlen blenden lassen. Der Kern dessen, was das Internet und seine größten Player geschaffen haben, ist die Abschaffung des Ideals des Verborgenen. Ein Beispiel ist der Gründer von Facebook. Mark Zuckerberg hat sein Freundschaftsnetzwerk dazu gegründet, dass Freunde über große Strecken hinweg in Kontakt bleiben können und damit seinen Verdienst geschaffen. Zugleich räumte er einmal ein, dass, wer alles auf Facebook (oder wo auch immer) öffentlich mache, doch nur der Idee folge, dass er stets, also in jeder Stunde seines Lebens, sich derart verhalten möchte, dass es stets auch vor der Öffentlichkeit und ihren Bewertungen Bestand haben kann. Damit ist die mögliche Ära der Post-Privacy-Gesellschaft beschrieben. Während es lohnenswert sein könnte, dass sich die Menschen stets kommunikativ sendend und empfangend derart verhalten, dass sie in jedem Moment durch ihre Taten Vorbild sein könnten, ist es in Wahrheit lebensfremd, genau dies den Menschen einzuräumen. Alle großen und kleinen Verfehlungen von uns Menschen stehen gegen diese Idee, dass ein neuer Mensch geschaffen wäre, der in einer solchen Öffentlichkeit stets zum Vorteil anderer und zu seinem eigenen lebte. Auf eine gewisse Art ist es fast wie mit allen Visionen großer Ideologien: Sie klingen gut, sind tatsächlich in der Wirklichkeit aber unbrauchbar. So haben wir noch nie erfahren, was Mark Zuckerberg an Negativem in seinem privaten Leben gemacht hat, während wir davon ausgehen müssen, dass auch er dieser neue Mensch nicht wirklich geworden ist.
Thema der nächsten Woche:Wie Big Data und Neuromarketing alles ausleuchten, was bislang nicht sichtbar war: eine kritische Bewertung zweier großer und neuer Instrumente der Kommunikation
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