PPR-NEWS

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KW 27/2024

Wie Kommunikationskulturen sich stark wandeln, zeigt die veränderte Sichtweise auf den weltweiten Lieblingssport Fußball: das Beispiel Polizeieinsatz in Bremen

Als das Land durch den Fußball vereint war

Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum ersten Mal Weltmeister wurde, 1954 in der Schweiz, da vereinte es die Menschen in Nachkriegsdeutschland. Zum ersten Mal gab es kollektiv das Gefühl, den Krieg vielleicht hinter sich lassen zu können. 1974 holte die Mannschaft unter ihrem Leistungsträger Franz Beckenbauer in München zum zweiten Mal den Titel. Die Begründung der Legende seiner Person hatte dort seinen Ursprung. Dass er bis heute von den Deutschen »Kaiser« genannt wird, zeigt, wie sehr der Fußball eine landesweite, schöne Sache geworden war. Wichtig war dann das Jahr 1990: wiedervereint, gewann nun ganz Deutschland. Und als die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland stattfand, ging ein Gefühl der nationalen Fröhlichkeit einher mit dem Begriff »Sommermärchen«. Vom jedem Dorf aus war der Fußball der Volkssport der Deutschen. Kommunikativ gesehen, einte er fast alle in der Verehrung von Spielern, Trainern und Vereinen - bis heute. Dies fand seinen krönenden Abschluss bei der WM in Südafrika im vergangenen Jahr.

Kommunikativ gesehen, ist der Fußball heute in einer permanenten Krisenlage

Nun macht das kleinste Bundesland ernst: Bremen bittet die Deutsche Fußball Liga (DFL) für entstehende Mehrkosten bei Polizeieinsätzen während sogenannter »Risikospiele« zur Kasse. Die rot-grüne Regierungskoalition verabschiedete ein Gesetz, wonach der Verband rund 250.000 Euro bezahlen müsse, wenn die Polizei zum Einsatz kommt. Während dieser Vorgang zum einen ein Tabu bricht und zum anderen vor Gericht geklärt wird, ist die Bremer Entscheidung nur der jüngste Beleg, wie sehr der deutsche Fußball von einer gemeinschaftlichen Aufgabe zu einem höchst umstrittenen Komplex geworden ist. Seien es Angriffe auf Spieler sogar in deren Privatleben, die Härte des Sports, die Skandale der UEFA oder der FIFA, seien es Gewalt in den Stadien: durch die zunehmende Kommerzialisierung, ja Industrialisierung des eigentlich Hobbys Fußball hat sich die Stimmung bei vielen gewandelt. Unschuldig und unbedacht mit seiner Mannschaft zu fiebern, ist in den Köpfen vieler Fans und Nicht-Fans fast unmöglich geworden. So hat sich die Kommunikationskultur im Laufe der letzten Jahre stark eingetrübt. Elf Freunde bräuchte es allüberall, wenn der Fußball wieder märchenhaft werden will. Wie das geht, weiß heute wohl keiner wirklich.

Thema der nächsten Woche: Wie Eric Schmidt, Mark Zuckerberg und andere das Privatleben abgeschafft haben: die Wirklichkeit der heutigen Post-Privacy-Gesellschaft und ihre Folgen

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