PPR-NEWS

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KW 26/2024

Wie eine Ministerin den Umsatz von Nutella unfreiwillig fördert

In einer unterhaltsamen TV-Politiksendung hat die französische Umweltministerin Ségolène Royal in der vergangenen Woche etwas Gutes tun wollen. Sie sprach in der Sendung »Le Petit Journal« über wichtige Themen wie die Abholzung von Wäldern und die Folgen des Klimawandels. Dann sagte sie den entscheidenden Satz, der sofort europaweit vermeldet wurde: »Man muss beispielsweise aufhören, Nutella zu essen, denn das ist Palmöl.« Für Palmöl, so muss man wissen, werden große Mengen an Regenwäldern gerodet und Monokulturen geschaffen. Bereits vor drei Jahren war Ferrero bereits auf der Agenda französischer Politiker angekommen. Sogar eine Steuer auf Nutella war diskutiert worden: 300 Euro je Tonne sollten erhoben werden, weil neben der Belastung für die Umwelt der Klassiker unter den Brotaufstrichen auch gesundheitliche Folgen nach sich zöge. Während der Moderator noch humorvoll einwarf, dass Nutella, der Brotaufstrich des italienischen Konzerns Ferrero, doch lecker sei, legte Frau Royal in ihrer Kritik nach: Die dort müssten andere Rohstoffe verwenden. Während solche Kommunikationsvorgänge für Mittelstand und Konzerne oft große Krisen und nachhaltige Absatzverluste nach sich ziehen können, geschah nun etwas, was die Ministerin tatsächlich ungewollt los trat. Es geschah etwas Unvorhergesehenes.

Compliance hat sich zum Gewinner-Thema entwickelt

Im deutschen Radio etwa sprangen ausgerechnet die Umweltschutzorganisation Greenpeace sowie andere ähnliche NGOs in europäischen Medien dem italienischen Konzern zur Seite. Alle Äußerungen liefen darauf hinaus, dass Ferrero Umweltbelange ernst genommen hätte und vieles in seiner Wertschöpfungskette dafür getan habe. Das Unternehmen sei vorbildlich viele Verpflichtungen beim Palmöl eingegangen. So war die erste Meldung des Tages - der Krisen-Effekt eines starken Vorwurfs - auf einmal in eine zweite Meldung, nämlich das Lob auf den Konzern durch vormals größte Kritiker, gewandelt. Nun hatten alle Hörer und Leser davon erfahren, dass Nutella weiterhin und sogar noch eher auf die Brote europäischer Kinder und Erwachsener gehören darf. Wir alle haben erfahren, dass Nutella weiterhin schmecken darf und nun noch eher gekauft werden dürfe, weil der Konzern Compliance früh verstanden hat und auf solche kommunikativen Krisen sich vorbereitet hatte. Die Ministerin wiederum erledigte am selben Abend das Thema, indem sie sich tausendmal entschuldigte. Aufgrund eines Shitstorms - eines massenhaften Protestes gegen eine Person in den Sozialen Medien - war die Ministerin zurückgerudert. Was ist besonders zu lernen? Präventiv zu handeln und Themen von Krisen früh zu erledigen, hilft nicht nur in der Krise. Compliance zahlt sich sogar aus.

Thema der nächsten Woche: Wie Kommunikationskulturen sich stark wandeln, zeigt die veränderte Sichtweise auf den weltweiten Lieblingssport Fußball: das Beispiel Polizeieinsatz in Bremen

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