PPR-NEWS
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KW 15/2024
Lass uns diskutieren und streiten - oder doch lieber nicht
Lass uns diskutieren und streiten - oder doch lieber nicht
Debatten sind häufig eine Form von Kampfgesprächen. Sie leben von gegensätzlichen, antagonistischen, womöglich unvereinbaren Ansichten. Eine gute Debatte lebt zugleich von gegenseitigem Respekt der Redner. Erst das genaue Zuhören ermöglicht die präzise Ergründung des Sachverhalts. Diskussionen und Debatten im Privatleben oder im Beruf haben meist keinen guten Ruf in unserem Land. Als Streithahn oder Störenfried werden diejenigen bezeichnet, die es wagen, Widerrede auf das Gesagte des Gegenübers während des langersehnten Kneipenbesuchs nach Feierabend zu äußern. »Soll die EU Griechenland trotz der Reparationsforderungen an Deutschland Solidarität erweisen?« oder doch lieber die Auseinandersetzung über den Humor der amerikanischen Sitcom-Serien. Was uns Debatten nützen, führt die Initiative »Jugend debattiert« aus: »Überall dort, wo wir in Rede und Gegenrede klären, was bei einer wichtigen Entscheidung zu bedenken ist, steigen die Chancen für gute Entscheidungen.« Damit sind Streitgespräche unabdingbar für eine lebendige Demokratie - und für jede lebendige und überlebende Beziehung.
Das Internet: Quelle des heutigen Enthusiasmus und Eifers
Flüchtlingsdramen im Mittelmeer sind am Frühstückstisch der Deutschen nur selten Thema, ebenso wie die Reparationsforderungen der Griechen am Arbeitsplatz. Jüngst ergaben Befragungen des Statistikportals »Statista«, dass sich lediglich 14 Millionen Menschen in Deutschland intensiv mit dem politischen Tagesgeschehen auseinandersetzen. Obwohl damit gewiss keine kollektive Teilnahmelosigkeit und Gleichgültigkeit attestiert werden kann, fehlt es den Deutschen deutlich an Enthusiasmus und Eifer, die eine Hinterfragung gesellschaftlicher Normen und politischer Tatsachen erlaubt. Davon ist selbst bei den deutschen Leitmedien wenig zu spüren, die - wie der Name schon sagt - eigentlich eine nach Jürgen Wilke »Leitfunktion durch frühes Aufgreifen von Themen« einnehmen sollten. Und wieder läuft das Internet hier den Printmedien den Rang ab. Die scheinbare Gesetzlosigkeit des Internets macht ein wenig Hoffnung auf leidenschaftliche Diskussionen. Im Netz erhitzen Themen, die außerhalb des Netzes eine zu geringe Aufmerksamkeit bekommen die Gemüter - und das oft zu Recht. Während die Welt das Attentat auf die Redaktion von »Charlie Hebdo« analysierte, beschäftige die Twitter-Gemeinde ein noch ganz anderes Thema, das in den Medien unterging: Die islamistische Terrormiliz löschte in Nigeria Tage zuvor ein ganzes Dorf aus. Debatten und Diskussionen können im Internet eine neue Qualität erreichen, die im privaten Umgang stetig nachlässt. In Zukunft soll es jedoch wieder öfter heißen: Mehr quatschen, weniger zwitschern.
Thema der nächsten Woche: Ein Aufruf an die Anständigen zur gegebenen Zeit - warum Amtsträger in Dörfern und Gemeinden oft allein dort stehen, wo sie Menschen und Themen gegen Radikale vereidigen helfen
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