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KW 37/2024

Neue Studien berichten mehr und mehr vom Phänomen recht häufiger Einsamkeit in Deutschland und deren unguten Folgen – auch wir berichten darüber

Neue Beobachtung: Einsamkeit in Deutschland, ist sie wirklich neu?

Eine neue Studie, veröffentlicht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), verdeutlicht ausführlich die hohe Betroffenheit deutscher Bürgerinnen und Bürger, sich einsam zu fühlen. Demnach ist dies bei 30 Millionen Deutschen manchmal oder öfter der Fall. Ob es sich dabei um ein neues Phänomen handelt, ist aber stark zu hinterfragen. Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen mag sicherlich ein Verstärker gewesen sein. Ähnlich einflussreich wirkt die fortschreitende Digitalisierung. Der persönliche Kontakt wird teilweise durch den digitalen Austausch ersetzt. Begegnung und Interaktionen, menschliche Gefühlstiefen, Hormone im Einsatz und vieles anderes außerhalb der digitalen Welt leben von Mimik, Gestik, körperlichen Berührungen und der Übertragung von Emotionen. Je nach genutztem Tool lassen sich diese Punkte nur teilweise digital nutzen. Daher sind solche Kommunikationswege bei regelmäßigem Nutzen zwar eine hilfreiche Ergänzung, ist jedoch nicht immer der Fall. Das menschliche Bedürfnis nach sozialer Nähe lag vor der Industrialisierung und Digitalisierung vor. Und auch unter Tage, in der Fabrik und am Fließband war es ähnlich wie am PC. Handelt es sich bei der Feststellung einer Zunahme von Einsamkeit also tatsächlich um ein neues Problem? Oder ist der daten-getriebene Werkzeugkasten der Messbarkeit wirksamer geworden?

Überraschung: Wen trifft Einsamkeit besonders hart, jung oder alt?

Der Altersvergleich in der neuen Studie veranschaulicht zwar eine starke Differenz zwischen Jung und Alt. Aber vielleicht nicht so, wie es viele erwarten: Einsamkeit betrifft jüngere Menschen nämlich erheblich häufiger. Menschen bis 39 geben zu fast 60 Prozent der Befragten an, „häufig“ oder „manchmal“ einsam zu sein. Aber eine Überraschung: Diese Werte sinken mit dem Alter. Bei 60- bis 69-Jährigen liegt das ständige Gefühl der Einsamkeit bei „nur“ bei elf Prozent. Möglicherweise liegt dies in der ausgeprägten Anpassungsfähigkeit älterer Menschen an ihrer jeweilige Lebenssituation begründet. Es scheint, als würde es den jungen Betroffenen grundsätzlich schwerfallen, neue Freundschaften besonders nach der Schulzeit zu knüpfen. Laut NDR-Umfrage gilt dies für drei Viertel der 16- bis 19-Jährigen. Somit liegt für einen Großteil die Herausforderung im Übergang in eine neue Lebensphase. Was braucht es nun? Zuerst den verstärkten Fokus. Die Politik setzt die Idee von sogenannten Einsamkeits-Beauftragten langsam um. Und wie stets bei solchen Lagen gilt die goldene Regel der Kommunikation: Sich treffen, in die Augen blicken und erzählen, was guttut. Ob bei Kuchen im Altersheim, eine Etage höher bei der Nachbarin oder dem Nachbarn oder im Bus beim Mitreisenden. Nur, diese Frage bleibt aus Erfahrung für viele bestehen: Wie schaffe ich es, die Wohnung dafür zu verlassen? Eine Idee: Abholer-Partnerin oder -Partner werden. Solche, die die Türen nach innen öffnen.

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