PPR-NEWS

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KW 28/2024

Die Kommunikation in Deutschland am Scheideweg: Wollen wir Narrative und Geschichten erfinden oder wollen wir Berichterstatter von Tatsachen bleiben?

Märchenerzähler damals und heute

Bereits Bechstein und die Gebrüder Grimm, Schriftführer der davor mündlich übergebenen deutschen Volksmärchen, wussten um die Kraft der Narrative. Bis heute haben ihre Textsammlungen an Kraft zur Einbildung nichts verloren. Zugleich waren diese Schriftsteller wahrhaftig: Sie bezeichneten Rumpelstilzchen und alles anderes als das, was es ist: als erfunden. Nun hat sich die Kommunikation überall verändert. Gehetzt vom Internet, von Sozialen Netzwerken und zugenommenen Spannungen auch in der westlichen Welt veröffentlichen Millionen von Menschen Gerüchte statt Gewissheiten, Mutmaßungen statt Studien und Unwahrheiten statt Wahrheiten. Wer sich daran stört, dass es auch tatsächliche Wahrheiten gibt, sollte in sich gehen. Man sollte sich fragen, ob es nicht doch weiterhin faktenbasierte Aussagen über Politik, Kultur, die Technik und sogar über die eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten gibt. Doch wieso ist es so weit gekommen, dass kaum jemand anderen Menschen noch glaubt, was sie oder er erzählt?

Plädoyer, die digitale Welt zu erneuern

Wer in die Machtstrategien bestimmter Entscheider schaut, erkennt auch diese: Wer eine Mehrheit zur Durchsetzung seiner Pläne nicht findet, schwenkt gerne auf ein Prinzip um. Der US-Präsident Harry S. Truman nannte es so: „Wenn du sie nicht überzeugen kannst, dann verwirre sie.“ Nun ist dieses Werkzeug – und nicht erst seit Donald Trump – aufgrund des Internets derart stark geworden, dass diese Fehlkommunikation sehr weit verbreitet ist. Dabei hilft der Entwicklung von offenen Gesellschaften wie Deutschland nur, von Tatsachen zu berichten. Hinzu kommt, dass Teile der Kommunikationsbranche dieser Machttechnik beistehen und sogar ohne schlechtes Gewissen offen dafür werben. „Narrative“ zu erzählen, ist dort eine große Mode geworden, die eigentlich in den Mottenschrank moderner, wertiger Kommunikation gehörte. Wer Tatsachen kommuniziert, schützt sich als Person und Unternehmen vor der Beschädigung. Am Ende haben auch in der Wirtschaft Lügen weiterhin kurze Beine. Was ist zu tun? Zum einen in die Zeit schauen, in der Tatsachen sehr ernst genommen wurden. Zum anderen nach vorne blicken und sich als Erneuerer der digitalen Welt dagegenstellen, sodass uns Wahrhaftigkeit nicht genommen wird.  

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