PPR-NEWS

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KW 25/2024

Ein neues Gesundheitssystem für Deutschland? Die Stärken und Schwächen von Lauterbachs Plan

System hat Reformbedarf

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat derzeit einige Veränderungen im Blick. Reformbedarf sei zweifelsfrei vorhanden, bestätigt auch der Ärztliche Direktor des Klinikums Essen Mitte, Andreas du Bois, gegenüber dem Focus. Mit der anstehenden Krankenhausreform soll ökonomischer Druck von den Kliniken gelöst werden. Im Kern plant Lauterbach eine Veränderung des Vergütungssystems, damit sich die Krankenhäuser nicht mehr nahezu ausschließlich über Fallpauschalen finanzieren. Zukünftig sollen Kliniken auch für das Vorhalten ihrer Leistungen bezahlt werden. Außerdem sollen bestimmte Klinikuntersuchungen in Zukunft ohne Übernachtung möglich sein. Der Gesundheitsminister erhofft sich so, mehr Kapazitäten beim knappen Pflegepersonal zu schaffen. Ein weiterer Baustein der neuen Gesundheitspolitik ist das Vorantreiben der Digitalisierung, da bislang weniger als ein Prozent der Deutschen die elektronische Patientenakte nutzen. Ab 2024 soll sie bei allen gesetzlichen Versicherten eingeführt werden, sofern sie nicht eigens dagegen widersprechen.

An der Realität vorbei?

Die großen Pläne von Lauterbach überzeugen jedoch nicht überall, was besonders an der viel geäußerten Kritik zur anstehenden Krankenhausreform zu erkennen ist. So sieht Andreas du Bois keine Praxistauglichkeit in dem neuen Konzept: Es sei realitätsfern und ein typisches Papier vom grünen Tisch. Jüngste Proteste verdeutlichen außerdem die Unzufriedenheit der deutschen Apotheken mit dem Gesundheitsminister. Die Forderung nach einer Erhöhung des Fixums pro verschreibungspflichtiges Medikament lehnt Lauterbach bisher ab. Weiter klagen die Apotheken über einen hohen Bürokratieaufwand, da es zum Beispiel an digitalen Rezepten fehle. Zumindest die Digitalisierung muss sich die aktuelle Regierung nicht allein ankreiden lassen, denn das hätte schon vor Jahrzehnten geschehen können wie das Positiv-Beispiel Israel zeigt. Mit dem elektronischen Rezept sowie der Patientenakte sind nun auch endlich in Deutschland erste Fortschritte abzusehen. Die restlichen Reformen müssen ihren Wert noch unter Beweis stellen. Bis dahin wird der Minister noch viel Kritik über sich ergehen lassen müssen – dank der schnelllebigen Kommunikation können wir täglich an der öffentlichen Diskussion teilhaben.

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