PPR-NEWS

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KW 33/2024

Wieso der Wahlkampf in Deutschland längst begonnen hat, zeigt der Blick in die Medien: eine Rundschau zur Frage, ob Angela Merkel einen Konkurrenten überhaupt noch hat

Der Nimbus der Unbesiegbarkeit

In den USA poltert derzeit ein möglicher Präsidentschaftskandidat für 2016 derart durch den Vorwahlkampf der Republikaner, dass der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen sich dagegen ausnimmt wie eine zahme Maus. Das eigentlich Überraschende daran ist: Er hat Erfolg damit. In den Umfragen liegt Donald Trump, Immobilientycoon mit einem geschätzten Nettovermögen von vier Milliarden Dollar, weit vorne. Nicht zuletzt, weil ihm angesichts seiner absurden Auftritte die stetige Medienaufmerksamkeit sicher ist. Dass dahinter eine durchdachte Strategie steckt, möchte man sich kaum vorstellen. Trump ist einfach Trump, punkt. Diese Art der Medienaufmerksamkeit hat Angela Merkel nicht nötig. Die Bundestagswahl steht erst 2017 an. Das ist noch lange hin – sollte man meinen. Doch auch hier hat der Wahlkampf in Merkels dritter Amtsperiode bereits begonnen. Und alle scheinen sich mal wieder darum zu sorgen, nur Merkel selbst nicht. Wie so oft hält sich die Bundeskanzlerin aus Diskussionen heraus und überlässt es ihrem Stab, die politischen Gefechte in der Öffentlichkeit zu führen. Dabei bekam sie zuletzt unerwartete Schützenhilfe: Während Schleswig-Holsteins SPD-Ministerpräsident Torsten Albig mit seiner Aussage, die SPD brauche 2017 eigentlich keinen Kanzlerkandidaten, wohl in erster Linie die eigene Partei aus der Reserve locken wollte, hat er gleichzeitig Merkels Nimbus der Unbesiegbarkeit begründet. Seitdem beherrscht die Diskussion die Medien – meist im Sinne Merkels.

Vielleicht nicht unbesiegbar – aber doch schwer zu treffen

Die Fakten sprechen für die amtierende Bundeskanzlerin: Durch ihre kommunikative Zurückhaltung vermeidet sie es, wie so viele potenzielle Konkurrenten, sich politisch selbst zu demontieren. Und die Umfragen sind eindeutig: Keiner der möglichen SPD-Kandidaten hätte derzeit eine Chance gegen Merkel, am wenigsten Sigmar Gabriel, der sich als Parteichef natürlicherweise als Spitzenkandidat in Position bringt. Neueste Umfragen zeigen laut des Statistikportals statista.de: Bei einer Direktwahl würden 51 Prozent der Wähler für Merkel stimmen und nur 22 Prozent für Gabriel. Und die CDU hätte derzeit sogar gute Chancen auf die absolute Mehrheit. Das Dilemma von Merkels Herausfordern ist dabei: Ein Donald Trump wäre in der deutschen politischen Kultur nicht vorstellbar. Peer Steinbrück hat es bei der letzten Wahl 2013 mal mit dem Poltern versucht. Direkt sah es so aus, als kämpfe er mit der steinzeitlichen Keule und Merkel mit dem Florett. Andersherum lässt sich Merkel aber durch »merkelsche« Zurückhaltung nicht angreifen. So lehnt man sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man annimmt, dass ein langer Wahlkampf bevorsteht, an dem Angela Merkel selbst kaum beteiligt sein wird. Und dass sie, sollte sie 2017 wieder antreten – und danach sieht es derzeit aus – auch dann noch fest im Sattel sitzen wird. Wenn Merkel will, hat sie womöglich gute Chancen, sogar ihren Ziehvater Helmut Kohl im Aussitzen zu übertreffen. Der hielt bekanntlich 16 Jahre durch.

Thema der nächsten Woche: Wie brilliante »Nerds« weltweit die Arbeitswelt 3.0 und 4.0 revolutionieren - und es kaum jemand wahrnimmt, bis es geschehen sein wird

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